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Tarifvertragliche Ausbildungsvergütungen: Erhebliche Unterschiede je nach Branche und Region

Berufsschule
(Foto: Mira Kireeva / Unsplash)
14.07.2022
Azubis & junge Beschäftigte

20 ausgewählte Tarifbranchen hat das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung untersucht. Das Ergebnis: Die Spannbreite reicht aktuell von 585 Euro pro Monat, die Auszubildende im thüringischen Friseurhandwerk im ersten Ausbildungsjahr erhalten, bis 1580 Euro im westdeutschen Bauhauptgewerbe, mit denen dort Auszubildende im vierten Ausbildungsjahr vergütet werden.

Weitere Resultate:

  • Die höchste Ausbildungsvergütung im ersten Ausbildungsjahr wird in den untersuchten Branchen derzeit für die Pflegeberufe gezahlt: 1191 Euro (Öffentlicher Dienst: Bund und Gemeinden) beziehungsweise 1161 Euro (Öffentlicher Dienst: Länder). Mit diesen Beträgen haben die Tarifvertragsparteien auf den Fachkräftemangel in der Pflege reagiert. In privaten Pflegeeinrichtungen ohne Tarifvertrag kann die Vergütung weiterhin deutlich geringer ausfallen.
  • Bei der Höhe der Ausbildungsvergütungen im ersten Jahr liegen Bauhauptgewerbe und Gebäudereiniger-Handwerk im Mittelfeld – das WSI zählt hierzu Branchen, in denen die Auszubildenden 800 bis 1000 Euro pro Monat verdienen.
  • Landwirtschaft und Floristik gehören zu den Branchen mit den niedrigsten Vergütungen: Auszubildende verdienen dort unter 800 Euro im ersten Lehrjahr.
  • Bundesweit einheitliche Ausbildungsvergütungen gibt es nur in sieben der 20 untersuchten Branchen. In 13 bestehen weiterhin regionale Unterschiede, vor allem zwischen Ost und West.
  • Die erheblichen Unterschiede zwischen den Branchen setzen sich im zweiten und dritten Ausbildungsjahr fort: Im dritten Ausbildungsjahr reicht das Spektrum der Vergütungen von 620 Euro (Mindestausbildungsvergütung) bis 1495 Euro (westdeutsches Bauhauptgewerbe).

"In Branchen ohne Tarifverträge haben Auszubildende lediglich Anspruch auf die gesetzliche Mindestausbildungsvergütung von 585 Euro im ersten Ausbildungsjahr. Auch deshalb wäre es wichtig, die Tarifbindung allgemein zu stärken" kommentiert der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Prof. Dr. Thorsten Schulten, das Ergebnis der Untersuchung.

Eine ausführliche Mitteilung mit Abbildungen und Tabellen gibt es bei der Hans-Böckler-Stiftung.